Der heilige Nikolaus von Myra auf einer Altartafel in der Kirche St. Mariae in Mühlhausen in Thüringen. Foto: Wikipedia
Von Nikolaus zu Santa Claus
Nikolaus von Myra gehört seit dem Mittelalter zu den beliebtesten Heiligen. Noch heute gehört sein Festtag zum Brauchtum in westlichen Ländern. Über den historischen Nikolaus wissen wir wenig.
Annalena Müller
Viele Bernerinnen und Berner verbinden mit dem 6. Dezember Grittibänz und Chlausenteller. Hefegebäck, Schokolade, Baumnüsse und Mandarinen. Bei unserem grossen Nachbarn ist der St. Nikolaustag besonders bei den Jüngsten beliebt. Sie stellen am Abend des 5. Dezember einen Stiefel vor die Wohnungstür und finden ihn am nächsten Morgen befüllt mit Naschereien.
Bischof von Myra
Wie der St. Martinstag ist auch der Nikolaustag fester Bestandteil der Kultur. Aber selbst kirchennahe Menschen wissen oft nicht, wer Nikolaus von Myra eigentlich war. Wie St. Martin war Nikolaus ein Bischof, der in der Frühzeit des Christentums, genauer im frühen 4. Jahrhundert lebte. Er stammte aus Antalya in der heutigen Türkei. Im 3. und 4. Jahrhundert ein Zentrum des frühen Christentums.
Nikolaus soll zeitweise als Mönch, genauer als Abt des Klosters Sion, gewirkt haben und während der letzten grossen Christenverfolgung um 310 gefoltert worden sein. Später war er Bischof der anatolischen Stadt Myra. Verschiedene Quellen der Spätantike bezeugen ihn 325 als Teilnehmer des Konzils von Nicäa. Auf diesem wichtigen ökumenischen Konzil wurde die Frage nach der Natur Jesu und seiner Stellung gegenüber dem Gottvater und Heiligen Geist diskutiert und geklärt.
Zentrale Figur der Frühkirche
Nikolaus von Myra, soviel kann man aus den spärlichen historischen Quellen schliessen, gehörte zu den wichtigsten Kirchenmännern seiner Zeit. Das begründete seinen Ruhm und die Legendenbildung, welche im Laufe des Mittelalters weiterwuchsen.
Bis heute ist der Gedenktag des Heiligen mit vielen Bräuchen verbunden. Der Brauch, Schuhe in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember zu befüllen, geht auf die Legende der drei Jungfrauen zurück, die nachts vom heiligen Nikolaus beschenkt wurden.
Verehrung und Brauch
Wie beliebt und fest verankert der Brauch in der Bevölkerung seit jeher ist, zeigt sich daran, dass er sich selbst in protestantischen Ländern gehalten hat. Allerdings nicht am 6. Dezember - da Reformierte keine Heiligenverehrung praktizieren – sondern an Weihnachten. Dort bringt Nikolaus, beziehungsweise Santa Claus, in den protestantisch geprägten USA und England die Geschenke.
All denjenigen, denen Grittibänz und Schoggi heute nicht reicht, sei ein Ausflug ins nahe Freiburg i.Ü. empfohlen. In der dortigen Kathedrale wird eine der berühmtesten Nikolaus-Reliquien aufbewahrt: Ein Armknochen. Daneben steht: «La main qui bénit» (Die Hand, die segnet).