Im Fribourger Kloster Maigrauge ist die Situation für die wenigen verbliebenen Zisterzienserinnen schwierig. Foto: wikipedia/oiram
Haben Klöster eine Zukunft?
In Luzern beschäftigt sich eine Fachtagung mit der Frage: Was vom Kloster bleibt, wenn die Ordensleute weniger werden?
Beatrix Ledergerber-Baumer, Forum
Die dritte von der Universität Luzern und der Inländischen Mission IM durchgeführte Fachtagung «Zukunft der Klöster» hat sich am 31. Januar insbesondere den Fragen nach der Beziehungen zwischen Mensch und Raum gestellt. Kann und soll der Geist der klösterlich-kirchlichen Vergangenheit bewahrt werden, welche Rolle spielen finanzielle und Denkmalschutz-Vorgaben, gibt es innovative Nutzungen?
Schreibstube
Dazu drei Beispiele: Das ehemaligen Kloster der Karmelitinnen in Gmunden (Österreich) wird vorübergehend zu einer «writers residency», einer Schreibresidenz. Die Autorin Cornelia Hülmbauer bringt als «Klosterschreiberin» im Sommer 2024 ihre Eindrücke zu Wort. «Das Konzept des Zwischenraums ist grundlebend für das Gelingen», sagte sie an der Tagung in Luzern.
«Die Klosterschreiberin begleitet die Transformation. Sie kann das Vergangene neu zugänglich machen über Poesie und Literatur», erklärte die Theologin Martina Resch. Ausstellungen, Erzählcafé und weitere Anlässe rund um dieses Projekt machten den Geist der Karmelitinnen für die Umgebung erlebbar.
In der räumlich grössten Kirche von Stuttgart versammeln sich gerade mal 35 Leute zum Sonntagsgottesdienst. Die Seelsorgenden treffen zufällig auf dem Gelände rund um die Autobahn, die direkt neben der Kirche durchgeht, junge Menschen des Vereins «Stadtlücke». Es entsteht eine Zusammenarbeit, daraus eine grossangelegte Aktion: «Wir haben eine Kirche – Habt ihr eine Idee?» Zahlreiche Menschen beteiligen sich.
Die Kirche wird teilweise umgestaltet, breit genutzt, bleibt aber auch Ort des Gottesdienstes und heiliger Raum. Dafür habe sie den Innovationspreis des Zentrums für angewandte Pastoralforschung bekommen, sagte der Theologe Christian Bauer von der Universität Münster in seinem Referat «Konversionsflächen – Kirche bekehrt sich auf urbanem Neuland.»
Welt und Kloster suchen Wege
Als dritter Referent beschrieb Architekt Walter Klasz die Arbeit mit den Kapuzinern aus Wien. Er gestaltet den Raum an der Schnittstelle ihres Klosters und der dortigen Habsburgergruft. «Das Projekt wird in Ruhe Schritt für Schritt im dialogischen Prozess entwickelt», erklärt er. «Die Fachleute und die Kapuziner hören einander zu, sagen ihre Meinung, lassen los und werden still. Dann zeigt sich der Weg.
Das ist ein langsamer Prozess, doch für mich gelebte Kirche.» An mehreren Beispielen zeigt er, wie an verschiedenen Orten kleine, unerwartete architektonische Eingriffe dank dieser Form der Zusammenarbeit entstehen und Menschen berühren.
In den drei Gruppen-Reflexionsrunden jeweils nach jedem Referat wurde die Situation in der Schweiz diskutiert. Während z.B. in Solothurn im Kloster Visitation indische Schwestern eingezogen sind, wurde das Kloster Namen Jesu der Stiftung Edith Maryon übergeben, deren Zweck es ist, Liegenschaften vor der Spekulation zu retten. In Stans ist die aufwändige Inventarisierung im Gange, in Maigrauge (Fribourg) ist die Last für die wenigen verbliebenen Zisterzienserinnen kaum mehr zu tragen.
In der Schlussrunde wurde auch Überforderung deutlich. Es gebe eine starke materielle Seite beim Thema Klosterzukunft. Damit müsse sich auch die Theologie befassen, wurde betont. Oder: Wir müssen die Inhalte weiterführen, nicht die Mauern. Urban Fink von der durchführenden Inländischen Mission fasste zusammen: «Klöster als konsumfreie Zonen sind wertvoll - aber wir haben bald zu viele solcher Räume. Denn jene der Pfarreien und Kirchgemeinden kommen noch dazu. Also Mut haben zu De-Iinvestitionen, aber gleichwohl Inseln erhalten!»